Denkmalgerechte Sanierung & Rekonstruktion der Carolinenbrücke

Bad Homburg v. d. H.

Tannenwaldallee

Die Carolinenbrücke wurde 1820 als Steinbrücke erbaut. Aus der Literatur ist bekannt, daß die Brücke einen in das Gelände tief eingeschnittenen Fahrweg überspannte. Diesen alten Hohlweg, „Schlockerfaß“ genannt, begleitete der Lohrbach und durchquerte den Englischen Garten. Vor der Sanierung war die Brückenfunktion des Bauwerks nicht mehr erkennbar, da das Gelände im Zuge der Bebauung des Englischen Gartens aufgeschüttet worden war.

Technische Massnahmenbeschreibung

Eine dauerhafte Standfestigkeit des vorhandenen (statisch gestörten bzw. defekten) Brückengewölbes wurde untersucht und war gegeben. Jedoch nur unter der Voraussetzung einer intakten durchgängigen Asphaltdecke der Fahrbahn. Auch diese mußte daher im Zuge der Sanierungsarbeiten erneuert werden. 

Eine Sichtbarmachung des Gewölbes in einer Tiefe von ca. 1,0 bis 1,2 m wurde mit der Baumaßnahme wieder hergestellt um die Brücke als solche zu thematisieren. Dabei soll die Schrägstellung der eingefügten Wandscheibe diesen Effekt verstärken. Und auch die Freilegung der Brückenflanken auf der dem Mariannenweg zugewandten Brückenseite unterstützt dies sehr. Die dabei zutage tretenden Natursteinmauerwerksflächen wurden im Zuge der Arbeiten gereinigt und ertüchtigt bzw. stabilisiert, sowie komplett neu verfugt.

Bei der denkmalpflegerischen Rekonstruktion der Sandsteinpfosten und -geländer konnte ungefähr 80% dieser Substanz  restauriert werden. Und nur die zu stark beschädigten Teile waren nach dem Urbild neu anzufertigen. Eine Erhöhung (Verdachung) der alten Sandsteinpfosten erschien gestalterisch und konstruktiv  wünschenswert (geschützter Handlauf- Einbindepunkt) und wurde ebenso vorgesehen.

Die Einbeziehung einer behindertengerechten Lösung bei der Neufassung der Treppchen der Brücke erfolgte mit einer im direkten Gehbereich der Brücke integrierten Rampenlösung.

Der Ablauf der Sanierungsarbeiten

Nach Einrichtung der Straßenverkehrsführung und der Baustelle starteten die Gewerke im wesentlichen gleichzeitig und auf beiden Seiten der Brücke. Zuerst wurden die größeren Erdarbeiten zur Freilegung der Brückenflanken und sodann die Betonier- und Sicherungsarbeiten im Bereich des Brückenbogens angegangen. Währenddessen konnte auf der Brücke bereits an den Sandsteinteilen gearbeitet werden. Und die Eisengeländer wurden bereits zu einem frühen Zeitpunkt demontiert und in die Werkstatt transportiert.

Brückenmauerwerk und Brückenbogen

Den freigelegten Mauerbogen schließt im Scheitelpunkt mit einem Schlußstein aus Sandstein ab, dessen linke Kante durchgängig gebrochen ist. Vor der Freilegung war nur die obere Hälfte des Schlußsteines erkennbar und der Mauerbogen nur noch erahnbar. Die mit der Sanierung erfolgte Freilegung des südwestlichen Bückenbogens  macht das Bauwerk auf dieser Seite wieder als Ganzes sichtbar und läßt sehr schön die Mauertechnik in Naturstein mit einer Rollschicht aus Bruchstein in Erscheinung treten. Die Qualität des aufgefundenen Bruchsteinmauerwerks war auf beiden Seiten der Brücke sanierungsbedürftig. Alle Fugen wurden beräumt, das Mauerwerk verfestigt und dann vollständig neu ausgefugt.

Wegen der im Straßenverlauf der Tannenwaldallee befindlichen Kanal- und Techniktrassen sowie auf Grund der erwähnten Geländeaufschüttung im Englischen Garten war die vollständige Wiederherstellung der Brückendurchfahrt jedoch unmöglich. Der Straßenbelag der Tannenwaldallee wurde im Brückenbereich und im Zuge der Bauwerkssanierung  mit einer neuen Asphaltdecke versehen.

Sanierung der Brückengeländer

Sandsteinpfosten und Basis-Randsteine aus Sandstein:

Auf der linken Brückenseite stehen über einer Länge von 37,95m 16 Stück Sandsteinpfosten im Achsabstand von ca.2,35 m.

Auf der rechten Seite sind es 15 Stück  über eine Länge von 35,42m mit dem gleichen Achsabstand. Die Pfosten haben einen Querschnitt von 28/ 28cm und eine Gesamthöhe von ca.1,05 m. Die Oberseite ist zu den vier Seiten hin leicht abgeschrägt, dort  seitlich ist je eine Vertiefung ausgearbeitet, worin die Handläufe auflagern.

Die Sandsteinpfosten wiesen kleine bis starke Beschädigungen auf: Kanten- und Eckabstoßungen,  Löcher und unsachgemäße Betonausbesserungen, sowie verwitterte, bröselige Flächen.

Die zunächst erforderliche Reinigung des weiter zu verwendenden Sandsteinmaterials hatte so substanzschonend wie möglich zu erfolgen. Dabei war es aber nicht erstrebenswert, diese Steine „wie neu“ erscheinen zu lassen. Vorab wurden einige  Musterflächen angelegt. Beim Anlegen der Musterflächen wurden die einzuhaltenden Parameter des Wasserdrucks, der Wassermenge und der Temperatur ergebnisbezogen festgelegt.

Vor Beginn der Steinerneuerungsarbeiten erfolgte zunächst eine gemeinsame Begehung mit der Bauleitung, um die auszutauschenden Stücke festzulegen und zu markieren. Alle für den Steinaustausch bzw. für Vierungsarbeiten einzusetzenden Steine und natürlich auch die auf den Sandsteinpfosten zusätzlich aufgebrachten Kapitelle wurden vor der Ausführung von den Architekten gezeichnet und danach vom Steinmetz bemustert. Sie sollten mit den auszutauschenden Steinen in den wesentlichen Eigenschaften vergleichbar sein und in ihren Abmessungen, Profilierungen und Bearbeitungen dem  Bestand weitgehend entsprechen. Eine behindertengerechte, flachgeneigte Rampe aus Sandstein ergänzt den baulichen Bestand.

Eisenstäbe und Handlauf:

Die Felder zwischen den Pfosten, b=2,25m, sind mit 15 Eisenstäben ausgefüllt, a= 14cm. Die Stäbe, Durchmesser ca.3,5 cm, haben unten einen würfelförmigen Abschluß und sind In den Randsteinen eingelassen (verbleit). Die Stäbe sind mittels eines Zapfens mit dem Handlauf verbunden. Der Handlauf ist jeweils in eine in der Pfostenoberkante hergestellten Aussparung eingelassen und verbleit. Alle Geländerteile wurden in die Werkstatt des Metallrestaurators verbracht. Dort konnten einige der Felder vom Metallrestaurator repariert werden, andere waren nach dem Urbild komplett neu herzustellen.

Die Metallrestaurierung erfolgte in sechs Schritten:

1. Demontage der Geländer,
2. Beseitigung aller mechanischen und korrosiven Schädigungen,
3. Ergänzung fehlender, geschädigter bzw. zu einem späteren Zeitpunkt erneuerter Stäbe und Handläufe
4. Korrosionsschutz
5. Wiedermontage
6. Anbringung eines Edelstahlhandlaufes für die Behindertenrampe

Sanierung der Gehstege mit Treppen

Die Gehsteige sind links und rechts über Treppchen von vier unregelmäßigen Steigungen zu begehen. Die linke Treppe ist gegenüber der rechten Treppe um ca. 3,20m vorversetzt.

Der Gehsteigbelag mit den Treppchen und der seitlichen Sandsteinplatteneinfassung waren in einem sehr schlechten baulichen als auch optischen Zustand.

Der alte Belag, zum Teil als eine Reparaturmaßnahme aus früheren Zeiten in eingefärbtem Estrichbeton sowie die in Teilbereichen vorhandenen, stark schadhaften alten Sandsteinplatten wurden allesamt ausgebaut und durch neue, in leichtem Gefälle und auf fachgerecht aufgebautem Unterbau ersetzt.

Geländemodellierung und Bepflanzung

Nach dem Abschluß der Sanierungsarbeiten an der Brücke wurde auf der dem Mariannenweg zugekehrten Brückenseite eine kleine Parkanlage mit Rasenfläche und Büschen angepflanzt.