Sport- und Kongresshalle

Gutachten zur Gesamtsanierung mit Masterplan

Schwerin

In Zusammenarbeit mit Peter Kaufmann

Baugeschichte & Bestand

Die Sport-und Kongresshalle wurde im Zeitraum 1958/62 nach dem Entwurf von Hans Fröhlich realisiert, und kann als klassisch moderne Architektur von in  Konstruktion, Form und Materialien außergewöhnlich guter Qualität bezeichnet werden.

Aufgabenstellung

Die vom Auftraggeber erwünschten baulichen Veränderungen in und an der Sport- und Kongresshalle, die sich über die Erarbeitung und Berücksichtung von  den gültigen Gesetzen, Richtlinien und Normen (Versammlungsstätten, Brandschutz, LBO) entsprechenden internen Umbauten und Materialveränderungen hinaus auch auf hinzutretende, andere Nutzungen wie Tagungen, Ausstellungen etc. beziehen, können nach Auffassung der Verfasser nur innerhalb eines Gesamtkonzeptes für den Standort Lambrechtsgrund diskutiert und letztendlich gefunden werden.

Der Einstieg für die Bearbeitung bildet daher eine städtebauliche Betrachtung der Sportanlagen im Hinblick auf ihr Entwicklungspotential auf dem Gesamtgrundstück. Wie sich zeigt, gehen die anderen, das Hallengebäude selbst betreffenden hochbaulichen Aspekte in diesen Ansatz auf.

Städtebau

Das Gebäude ist mit seinen beiden längsseitigen Hauptfassaden nach Norden und Süden orientiert. Von der Wittenburger Straße aus gelangt der Besucher über den viel zu großen, zerfließenden, und unausgeprägten Vorplatz zum Haupt- eingang auf der Nordseite, der dank eines großmaßstäblichen Schriftzuges erkennbar ist. Die Südseite weist in eine Art Niemandsland. Gerade die von der Himmelsrichtung her interessanten südlichen und westlichen Ränder des Gebäudekomplexes zerfransen, und haben keinerlei Anbindungen. Hier kann ein neues Konzept ansetzen.

Nutzungen & Funktionen

Neben einer größtmöglichen Zuschauerkapazität für Sportereignisse und andere Großveranstaltungen (z.B. Popkonzerte) wird für die zukünftige Nutzung der Gebäudeteile auch an flexiblere Raumgrößen und den verschiedenen Ereignissen anpassungsfähigere Raumzuordnungen gedacht. Zudem fehlt es an einem gastronomischen Angebot.

Entwicklungspotentiale

Der vorgelegte Entwicklungsvorschlag für das Gesamtgrundstück bindet die vorhandene Zugangsseite im Norden sowie eine neu zu schaffende, im Süden mittels einer Erschließungsspange (ein überdachter und beleuchteter „Steg“) fest zusammen. Er durchbricht den nordwestlichen der Seitenflügel. Von hieraus ergeben sich alle weiteren Zuordnungen und Bezüge auf der „Publikumsseite“. Die Spange markiert eine bewußt scharfe Kante hin zu dem Grünzug, in dem sich ein Skulpturen- garten befinden könnte. Der Hauptzugang zur Halle an der Wittenburger Straße erhält eine in Proportionen und Strukturen (Bodenbeläge/ Beleuchtung/ Bepflanzungen) durchformulierte neue Platzgestaltung.

Angelagert werden hier, von Norden nach Süden, ein etwas vertieft ausgebildeter, und daher nicht störender Kurzzeitparker- Parkplatz, die direkten Fluchtwege aus dem OG des westlichen Hallenflügels (vergl. Fluchtwege+ Brandschutz), sowie in verschiedenen Bauabschnitten realisierbare und langsam wachsende Ergänzungsgebäude im Zusammenhang mit den neuen Nutzungen: Kleine Kongresse, Ausstellungen und Schulungen (in Zusammenhang mit den hierfür nötigen Konferenzräumen, Büros und Besprechungszimmern), aber auch Konzerte und Filmvorstellungen sind hierfür denkbar.

Das Restaurant, noch im ersten Bauabschnitt des Hallengebäudes gelegen, und mit Südorientierung in einem der raumprägenden Halb-Innenhöfe integriert, kommt allen diesen Nutzungen gleichermaßen entgegen.

Ein kleiner Saal mit Galerie, für ca. 350 Personen ausgelegt, faßt diese neuen zusätzlichen Nutzungen prägnant zusammen und bildet ihr Zentrum. Seine Bühne, als auch Garderoben und Nebenräume, werden zusammen mit den entsprechenden Infrastrukturen der Halle geplant /umgebaut.

Die Ostseite des Geländes sollte weiterhin den Sportlern vorbehalten bleiben.

Gesamtsanierung

Fluchtwege & Brandschutz: 

Das Hallengebäude entspricht in seiner derzeitigen Konzeption und Ausstattung nicht den erforderlichen Nutzungsanforderungen und Sicherheitsstandards. Aber vor einer Zerstörung und Unkenntlichmachung der eingangs erwähnten architektonisch en Qualitäten durch eben eine unbedachte und unflexible Handhabung der not-wendigen Standards kann gleichfalls nicht genug gewarnt werden. (Es wäre tatsächlich zu überlegen, die Halle daher lieber vorbeugend in die Denkmalliste aufzu- nehmen; eine ohne weiteres ernsthaft zu erwägende Absicherung)

Der Dreh- und Angelpunkt eines Fluchtwegkonzeptes bildet der Erhalt der vier frei in den Seitenfoyers „hängenden“ Treppenabgänge aus den Obergeschossen . Sie können in ihrer jetztigen Form nicht Fluchtweg sein, eine „Abschottung“ aber würde die expressiven, großzügigen Foyers kaputtsanieren. Daher der Vorschlag, die Abtrennung des den Treppenabgängen vorgelagerten Flures bereits weit früher, in direkter Beziehung zu bereits im Außenbereich zu schaffenden Fluchttreppen, die im Westen an der „Spange“ andocken, herzustellen. Damit wären die Foyertreppen nicht mehr länger als notwendige Treppen zu betrachten, und könnten dennoch weiterhin so benutzt werden, wie sie dem Bau entsprechen. Sie stünden frei in einem nach wie vor großzügigen Foyer, das nur noch als Flur/ Fluchtweg der ebenerdigen Hallenzugänge zu dienen hätte.

Sanierung von Ausstattungen & Oberflächen:

Es ist davon auszugehen, daß die gesamte technische Infrastruktur der Sport- und Kongresshalle, die Verbesserung der Wärmedämmfähigkeit ausgewählter Bauteile, als auch ihre Oberflächen (hauptsächlich in den Sanitär + Naßbereichen) saniert werden müssen. Auch dies kann in sorgfältig untereinander und mit denen des Gesamtkonzeptes abgestimmten Bauschritten erfolgen.